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OP-Bericht

03.06.2009

Die letzte Nacht vor der OP habe ich besser verbracht, als ich gehofft habe. Ich habe sogar richtig gut geschlafen. Als der Wecker gegen 04.00 Uhr klingelt bin ich sofort hellwach!
Normalerweise döse ich gerne noch ein wenig weiter, bevor ich endgültig aufstehe, aber das funktioniert heute eher nicht.
Also steh ich auf und geh als erstes nochmal unter die Dusche und genieße die vorerst letzte Dusche ausgiebig. Im Krankenhaus wird es wohl ein paar Tage dauern, bis ich wieder duschen darf.
Obwohl heute mein großer Tag ist, bin ich die Ruhe selbst. Nervös bin ich kein bisschen.
Da ich ja nicht Frühstücken darf, hab ich noch jede Menge Zeit, eh meine Eltern kommen, um mich ins Krankenhaus zu fahren.
Da die Katzen bereits versorgt sind und sich schon wieder in eine Ecke gelegt haben, kontrolliere ich nochmal, ob ich auch alles in die Tasche gepackt habe, was ich mit ins KH nehmen wollte.
Endlich, gegen  05.15 Uhr, stehen meine Eltern vor der Tür, um mich abzuholen.
Meine Eltern werden solange im KH bleiben, bis ich nach der OP wieder wach bin. Deswegen fahren wir noch schnell an der Tanke an, damit sich mein Dad noch was zu lesen holen kann.
Die Fahrt an sich ist dann eher langweilig. Meine Mutter fragt mich nur gefühlte 100 Mal, ob ich mir denn auch wirklich sicher bin, dass ich das machen will. Die Antwort ist natürlich jedes Mal die gleiche. ;)
Um  06.45 Uhr sind wir endlich da. An der Anmeldung ist noch niemand. Also müssen wir noch warten. 10 Minuten später kommt dann endlich jemand.
Ich geh also rein um mich anzumelden und melde auch gleich das Telefon an, damit ich später nicht nochmal runter muss. Ich bekomme den fetten Ordner wieder in die Hand gedrückt, den ich vor 6 Tagen nach den Voruntersuchungen bekommen habe. Dann werde ich gebeten, mich auf der Station D1 zu melden.
Ich fahre also um kurz nach  07.00 Uhr mit meinen Eltern nach oben und werde auch gleich in Empfang genommen.
Die Schwester bringt mich zu meinem Zimmer und sagt mir, dass gleich ein Arzt vorbeikommen würde. Ich könne aber schon mal anfangen, meine Sachen zu verstauen.
Ich hab meine Tasche noch nicht ganz offen, als schon eine verdammt hübsche asiatische Ärztin ins Zimmer kommt. Sie geht mit mir nochmal alles durch und möchte noch einmal eine Unterschrift für die OP von mir haben. Die Schwester, die mit dabei ist, legt mir schon mal mein Engelshemdchen, das sexy Netzhöschen und die Thrombosestrümpfe aufs Bett und fragt mich, ob ich eine Tablette zur Beruhigung möchte. Ich sage, dass ich zwar eigentlich gar nicht nervös bin, aber schaden könne es ja nun auch nicht.
Außerdem sagt mir die Schwester, dass es gegen 08.00 Uhr losgehen soll. 

Als die beiden weg sind, kann ich dann auch endlich anfangen, meine Sachen in den Schrank zu räumen. Dachte ich zumindest. Denn keine 5 Minuten später kommt die Schwester erneut ins Zimmer geflogen und sagt mir, dass es sofort losgehen soll.
Herrje...Sofort? Ich hab doch noch nicht mal meine Sachen verstaut und ich muss doch auch noch mal pieseln gehen. Aber nutzt ja alles nix. Also verstauen wir die komplette Tasche im Schrank. Zum Glück lässt er sich auch abschließen. Meine wenigen Wertsachen gebe ich meinen Eltern.
Dann zieh ich mich um. Als ich aus dem Bad komme, stehen schon zwei Schwestern an meinem Bett und warten ganz ungeduldig auf mich.  Ich werd noch gefragt, ob ich die LMAA-Pille noch möchte. Natürlich möchte ich. Auch wenn ich immer noch nicht nervös bin. Und selbst wenn ich nervös wäre, hätte sie wohl nicht die Zeit zu wirken, bis ich im OP bin. Aber egal. Schaden kann sie immer noch nicht.
So mit den Füßen voran in einem Bett liegend durch ein Krankenhaus gefahren zu werden, ist schon ein komisches Gefühl. Ist zwar nicht das erste Mal für mich, aber  mögen tu ich es dennoch nicht. Mir wird bei sowas immer schwindelig.
Zu allem übel “verfahren” wir uns auch noch. Statt auf der Station zu landen, wo die OPs untergebracht sind, landen wir eine Etage tiefer... bei den Leichen...
Da wollte ich nun wahrlich noch nicht hin!
Also schnell wieder in den Aufzug und eine Etage höher.
Endlich sind wir auf der richtigen Etage! Allerdings herrscht  hier einiges mehr an Gewusel.
Im Leichenkeller war es doch um einiges ruhiger. Aber trotzdem möchte ich da nicht unbedingt nochmal hin.
Nun geht das übliche Prozedere los.
Zuerst werde ich auf den OP-Tisch umgebettet und bekomme ein warmes Deckchen über.
Es wuseln mindestens 3 Ärzte ganz hektisch um mich rum. Ich werde an verschiedene Kabel angeschlossen, an ein Blutdruckmessgerät und man schiebt mir ein recht unbequemes Gelkissen unter die Birne. Genau das richtige für meinen ohnehin schon lädierten Nacken. Ich versuche, es in eine einigermassen angenehme Position zu schieben. Es gelingt mir aber nicht wirklich, weil das Teil recht schwer ist und ich ja schon verkabelt bin und mich nicht so gut bewegen kann. Aber irgend jemand, den ich nicht sehen kann, hilft mir nun.  Naja, wirklich bequem ist es immer noch nicht, aber besser als vorher. Ausserdem wird noch der Zugang für die Infusion gelegt. Ich soll noch ein wenig was erzählen und irgendwann bin ich im Land der Träume verschwunden....

Irgendwann wache ich im Aufwachraum kurz mal auf. Ich erinnere mich nur schwach daran. Irgend jemand hat mich was gefragt. Ob ich geantwortet habe, weiß ich aber nicht.

Das nächste, woran ich mich erinnere ist, dass ich auf meinem Zimmer wach werde, wo meine Eltern neben meinem Bett stehen.
Meine Mutter fragt mich, ob ich nun glücklich wäre. Ich schaue an mir runter, um mich zu vergewissern, dass meine Brust flach ist und grinse nur.
Aber offenbar reichte dieses Grinsen aus, um meine Mutter davon zu überzeugen, dass ich wirklich glücklich bin.
Meine Mutter erzählt mir, dass sie schon gedacht haben, es wäre etwas schief gelaufen, weil ich länger im OP war, als vorgesehen. Es war von 3 - 4 Stunden die Rede. Um etwas Spielraum einzubauen, habe ich meinen Eltern gesagt, es würde 5 Stunden dauern. Aber ich war erst nach fast 8 Stunden wieder auf dem Zimmer und wohl so um die 6 Stunden im OP.
Da ich soweit wohlauf bin, wenn auch ein wenig müde, machen sich meine Eltern so langsam auf den Weg nach Hause.
Irgendwann bekomme ich etwas zu Essen gebracht. Aber leider nur Zwieback. Naja, Hunger habe ich eh nicht so wirklich. Ich esse aber trotzdem etwas.

Gegen 20.30 Uhr kommt dann Dr. Krein zur Visite. Er sagt mir, dass soweit alles gut gelaufen wäre. Er wickelt den Verband ein wenig ab, um zu schauen, wie es aussieht.
Ich kann leider nichts sehen. Da ich ja Mastektomie und Hysterektomie in einem habe machen lassen, bin ich in der Beweglichkeit doch ein wenig eingeschränkt.
Aber der Doc macht einen leicht besorgten Eindruck. Er sagt: “An der linken Seite ist das Wundwasser nicht ordentlich abgelaufen. Es hat sich ein Hämatom gebildet. Es kann sein, dass wir das noch herausoperieren müssen. Vielleicht morgen früh.”
“Na toll!”,denke ich. Ich hatte doch so sehr gehofft, dass sich keine Komplikationen ergeben....
Der Doc verschwindet kurz und kommt ein paar Minuten später zurück.
“Was haben sie heute gegessen?” fragt er.
“Da ich nichts anständiges bekommen habe, nur zwei Zwieback.” antworte ich.
“Ok. Dann operieren wir jetzt gleich noch.” sagt er und verschwindet wieder.
Ich rufe noch schnell meine Eltern an, um Bescheid zu sagen, dass ich nochmal unters Messer muss. Kurz darauf stehen schon zwei Schwestern parat, die mich erneut in den OP bringen. Aber bevor ich in den OP komme, muss ich erst nochmal zur Gynäkologischen Untersuchung. Nur zur Sicherheit, um zu untersuchen, ob sich im Bauchraum auch ein Hämatom gebildet hat. Aber es ist alles ok und ich werde nach unten gebracht.

Wieder das gleiche Prozedere wie schon ein paar Stunden vorher.
Ich werde irgendwann im Aufwachraum wieder wach. Und diesmal bekomme ich auch mehr mit, als am Morgen. Die Schwester fragt mich, ob alles ok ist. Dann ruft sie auf der Station an und ich werde wieder auf mein Zimmer gebracht.
Ich bekomme noch ein Kühlpack, dass ich mir auf die linke Seite legen soll, damit sich das äußere Hämatom zurück bildet.

Was ein Glück, dass ich ein Einzelzimmer habe! So muss ich auf niemanden Rücksicht nehmen. Ich kann nämlich nicht einschlafen. Überall hängen Schläuche rum und ich weiß einfach nicht, wie ich mich hinlegen soll. Also schaue ich fern, bis mir vor Müdigkeit dann doch irgendwann die Augen zufallen....

04.06.2009

Gegen 6.00 Uhr kommen zwei Schwestern in mein Zimmer, um mich zu wecken.
Ich bin aber schon wach und schaue schon wieder fern. Kinderprogramm...weil um diese Zeit sonst nur Müll läuft.
Die Schwestern wollen mich wieder auf die Beine bringen. Ich soll mich waschen und mal ein paar Schritte laufen.
Zuerst soll ich mich mal auf die Bettkante setzen. Okay. Da ich meine Bauchmuskeln nicht gebrauchen kann (wegen der Hysterektomie) und ich mich auch nicht durch Armkraft aus dem Bett bewegen kann, muss ich mich aus dem Bett rollen. Puh... das ist mal gar nicht so leicht. Aber die Schwestern helfen mir.
Als ich auf der Kante sitze, wird mir schwindelig und mir bricht kalter Schweiß aus.
Außerdem bin ich wohl weiß geworden, wie eine Wand und die Schwestern sagen mir, dass ich mich besser wieder hinlegen soll. Sie würden später noch einmal wieder kommen.
Sie kommen zwar nicht wieder, aber dafür kommt bald das Frühstück.
Na toll... schon wieder nur Zwieback. Und Kaffee darf ich auch keinen trinken.
Gegen 10.00 Uhr ist Visite. Ein ganzer Haufen weißer Kittel drängen sich um mein Bett herum. Ich komme mir vor, wie ein ausgestelltes Museumsstück. Nur Dr. Krein ist nicht dabei. Aber der kommt ja am Abend wieder vorbei,weil er über Tag in Köln ist.

Die Wunden werden genau begutachtet. Es scheint alles in Ordnung zu sein. Der Verband am Bauch wird noch gewechselt und dann hab ich wieder meine Ruhe.
Am Nachmittag nimmt man mir Blut ab und es stellt sich heraus, dass mein Hämoglobin-Wert zu niedrig ist. Ich muss Eisentabletten nehmen.
Nachts kann ich wieder nicht schlafen. Der Tropf mit den Schmerzmitteln ist leer und ich habe tierische Schmerzen. Ich klingel nach der Schwester, damit ich Nachschub bekomme.

05.06.2009

Heute wollen mich die Schwestern wirklich aus dem Bett holen. Und es klappt auch schon besser, als gestern. Die Mädels helfen mir zwar beim laufen, weil ich noch etwas wackelig bin, aber ich schaffe es zumindest zum Waschbecken. Mehr als ne Katzenwäsche ist aber drin nicht. Schnell mal etwas Wasser ins Gesicht und mal flügs über die Beisserchen geschrubbt. Und schon merke ich, wie mir die Knie weich werden und mir wieder schwindelig wird. Also schnell wieder ins Bett!
Der Tropf wird mir abgenommen. Etwas mehr Bewegungsfreiheit!
Zum Frühstück gibts heute mal keinen Zwieback, sondern was richtiges. Brötchen und Brot und Wurst! Huchhu!
Zur Visite kommt wieder ein ganzes Rudel an Ärzten. Aber diesmal sind andere dabei, als gestern. Ob die alle noch nie einen Transsexuellen gesehen haben?
Auch zum Mittag gibt es mal was anderes. Ein Süppchen. Naja,immerhin mal was warmes...
Meine Eltern kommen auch gegen Mittag. Da ich gestern wegen den Kreislaufproblemen den ganzen Tag im Bett lag und viel geschlafen habe, habe ich immer noch das Engelshemdchen und die sexy Netzunterhose an. Ich will das Zeug endlich los werden!
Da ich aber noch den Katheder drin habe, gestaltet es sich als schwierig, einen Slip anzuziehen. Aber ich habe zum Glück auch Shorts dabei.Und dann noch ein T-Shirt an und raus aus dem Engelshemd!
Am Abend kommt Dr. Krein dann wieder vorbei. Diesmal bekomme ich auch etwas zu sehen. Er macht den Verband komplett ab und ich kann einen Blick drauf werfen.
Ziemlich grün und blau bin ich, aber hauptsache ist alles flach!
An der rechten Seite zieht er auch gleich die Drainage raus. Links bleibt sie noch drin, weil da noch genug Wundwasser raus läuft.
Aber immerhin bin ich schon mal den zweiten von 5 Schläuchen los!

06.06.2009

Heute werd ich nicht mehr mit Samthandschuhen angefasst. Ich muss endlich mal etwas mehr laufen, sonst komme ich gar nicht mehr aus dem Bett raus. Außerdem würde ich mich gerne mal richtig waschen wollen.
Vielleicht liegt es daran, dass ich gestern mal was richtiges essen konnte. Auf jeden Fall klappt es heute schon besser mit dem aufstehen und laufen. Es zieht zwar mächtig im Bauchraum und ich verfluche es auch, dass ich unbedingt zwei OPs auf einmal habe machen lassen, aber es wird sicher noch besser werden.
Der Katheder wird heute auch endlich gezogen. Was aber auch bedeutet, dass ich mehr laufen muss.
Gegen Nachmittag kommen meine Schwester und mein Schwager mit meiner Nichte vorbei. Da ich noch nicht weit laufen kann, müssen wir überwiegend auf dem Zimmer bleiben.
Außerdem kommt noch eine Physiotherapeutin, die mich wieder herstellen soll.
Sie zeigt mir ein paar Übungen, die ich machen soll. Es ziept zwar ein wenig, aber was sein muss, muss sein. Ich laufe auch ein paar Mal den Gang rauf und runter.
Am Abend kommt Dr. Krein wieder und zeiht auch den zweiten Drainageschlauch.
Nun habe ich nur noch den Schlauch von der Hysto in der Leiste.


07.06.2009

Heute kommt endlich auch der letzte Drainageschlauch ab! Allerdings ist das nicht ganz so einfach. Offenbar wurde er bei der OP zu fest angenäht und der Assistenzarzt hat seine liebe Mühe, ihn zu entfernen. Er muss mir (was ihm sehr leid tut) ein Stück Fleisch wegschneiden, um ihn herauszubekommen. Die andere Ärztin hält mir ihre Hand hin, damit ich sie drücken soll. Aber so fest kann ich gar nicht drücken, wie das weh tut!
Als der Schlauch endlich raus ist, hat der Doc Probleme, die Blutung zu stoppen. Es ist ein richtiges Loch in meiner Leiste. Aber dann schafft er es doch noch, indem er etwas ins Loch stopft. Nun noch ordentlich Mull drauf und es geht wieder.
Am Nachmittag kommen meine Eltern wieder vorbei. Diesmal gehen wir runter in die Caféteria. Schnell laufen kann ich zwar noch immer nicht, aber es wird langsam.
Als meine Eltern fahren, gehe ich noch mit raus und laufe ein wenig durch den Park.
Dummerweise muss ich die Thrombosestrümpfe anlassen, bis ich entlassen werde und die dämlichen Dinger rutschen mir ständig runter.
Nach ca. 30 Minuten bin ich wieder auf meinem Zimmer und ich bin so kaputt, als wäre ich einen Marathon gelaufen.

09.06.2009

Da ich mein Testo im 3-Wochen-Takt bekomme, bin ich heute wieder fällig. Ich habe mir eine Ampulle mit ins KH genommen und habe gefragt, ob man mir die dort setzen kann.
Kein Problem, hat man mir gesagt.
Dummerweise sollte ich dann als Versuchkaninchen hinhalten. Eine Lernschwester sollte mir die Spritze setzen, weil sie eine Bestimmte Anzahl vorweisen muss. Supi....was geh ich auch in ein Lehrkrankenhaus? Naja, aber ganz so schlimm war es dann doch nicht.
Es hat zwar mehr geziept als beim Hausarzt, aber ich hab es mir schlimmer vorgestellt.

10.06.2009

Endlich kann ich wieder nach Hause! Es werden noch ein paar abschließende Untersuchungen gemacht. Da alles ok ist, darf ich dann endlich heim.